von kashiraja am So 21.08.2016 14:37
11. - 14. August 2016 Europa Center des Diamantweg Buddhismus, Karma-Kagyü-Schule, die letzten vier Tage des zweiwöchigen Sommercamps.
Auf diese Veranstaltung wurde ich aufmerksam, weil seit Jahren darüber in meiner Heimatzeitung berichtet wird und ich hegte schon lange den Wunsch, einmal daran teilzunehmen, die Energie zu spüren und Windschatten davon zu meditieren.
2013 hatte ich zur Vorbereitung auf die Phowa das Stuttgarter Zentrum besucht und mir die vorbereitende Meditation mit erforderlicher 100 000-maliger Mantrawiederholung beibringen lassen, dann aber gemerkt, dass das Mantra-Wiederholen für meine eigene Meditation kontraproduktiv ist.
In diesem Jahr passte es terminlich, ich meldete mich bereits im Juni an und nun trifft es sich besonders gut (dachte ich), weil ich aufgrund der Drittes Auge-Erkenntnis einen deutlichen Meditationsmangel fühle. Dass man das Auto auf der Wiese eines Kuhdorfes namens Akams in 4 km Entfernung abstellen muss, um danach mit dem Shuttle auf’s Gelände zu kommen, hört sich umständlicher an, als es ist, und so komme ich am Donnerstag kurz nach sechs abends auf dem Gelände an, stelle mein Zelt auf und mache gleich einen Rundgang durch die riesige Anlage. Der Diamantweg Buddhismus hat 2007 einen Gutshof mit rund 8 Hektar (zum Gutshof gehören fast 50 Hektar Land, das teilweise verpachtet ist) umgebende Fläche 100 Meter oberhalb des Sees bei Immenstadt mit Blick in die Alpen erworben. Dies ist das Weltzentrum der Bewegung. Hierher wird jährlich für zwei Wochen zum Sommercamp eingeladen. Rund 25 Meter oberhalb des Gutshofes, zu dem sich inzwischen ein Gebäudekomplex mit Übernachtungsmöglichkeiten für kleinere und größere Gruppen gesellt, sind die Versorgungseinrichtungen für das Sommercamp untergebracht. Im letzten Jahr waren bis zu 7500 Menschen anwesend, dieses Jahr weniger. Ein langes Zelt bildet den Speisesaal mit einigen Verkaufstheken für Sonderwünsche (wie Bier, Wein, Pizza, Kuchen, Cappuccino, Obst, etc), daneben in einem Extrazelt die Küche und Essensausgabe, Bürozelte. Zwei Waschzelte mit Duschgelegenheiten für jeweils 8 Frauen oder Männer und mehrere Sanitäreinrichtungen sind auf dem Gelände verteilt. In dem hügeligen Areal noch einmal 30 Meter nach oben steht das im letzten Jahr eingeweihte riesige Meditationszelt, das mindestens viermal so groß ist, wie das große Zelt des Yoga-Festivals in Berlin die letzten Jahre. Es dürfte bei enger Belegung mindestens 2000 bis 3000 Menschen fassen.
Auf dem gesamten Gelände vom Gutshof bis nochmal einiges oberhalb des Meditationszeltes haben Teilnehmer dort, wo es einigermaßen eben ist, ihre Zelte aufgestellt. Stellenweise wurden wie bei Weinbergen oder Reisterrassen diese Ebenen in den Hängen angelegt.
Um 21 Uhr beginnt in der Meditationshalle eine einstündige angeleitete Meditation mit Visualisierungen, die mich nicht interessieren. Wie bei Yoga Vidya herrscht nach einer Einleitung Stille und meine Hochachtung steigt vor diesen Buddhisten, die ohne Gesang und anderen Schnickschnack fast eine ganze Stunde durchmeditieren. Da ich schon vorher anfange und danach lange weitermeditiere, sehe ich nicht, was genau abläuft und wie gut das Zelt belegt ist.
Als die Leute aufstehen, wundere ich mich jedoch sehr, dass am anderen Ende der Halle Musik aufgelegt wird, die für mich nur unter die Kategorie Krach fällt. Hinter mir treffen sich Teammitglieder im Sound und Videomonetoringbereich und es fällt immer wieder das Wort Whisky. Nach der Meditation arbeite ich noch am Computer und gehe dann um ein Uhr (ich hatte gehofft, bis dahin würde Ruhe einkehren) zu meinem Zelt. Wie ich schon vermutet habe, wird zu der Diskomusik nicht nur getanzt. Es werden auch alle Arten alkoholischer Getränke konsumiert. Auch im Speisesaalzelt scheint noch mächtig was los zu sein. Auch von dort wird noch um diese Uhrzeit das Gelände mit Krach beschallt ...
Die negativen Eindrücke setzen sich fort, als ich am nächsten Morgen mal während der Meditationszeit von 10 bis 11 Uhr die Augen öffne und in die Runde schaue. Von den 3000 Teilnehmern, die hier sein sollen, sitzen nur rund 100 bei der Meditation ...
Wo bin ich denn da nur hingeraten, denke ich mir. Eine spirituelle Energie ist auf dem Gelände spürbar, aber sonst scheint mir sehr vieles an spirituellen Prinzipien in dieser Bewegung nicht umgesetzt, was wieder die Regel zu bestätigen scheint: Je größer, je mehr Menschen zulaufen, desto unreiner – zumindest heute noch ...
Am Nachmittag um 15 Uhr folgt dann der Auftritt Lama Oles. Es sind über zwei Stunden der Fragenbeantwortung und zum Teil auch Vortrag und rudimentäre Interpretation eines buddhistischen Gurndlagentextes. Die Vortragsweise ist relativ uninspiriert und monoton. Allerdings ist Ole bei der Fragenbeantwortung sehr natürlich und offen. Zur Frage, was er von Tattoos hält, antwortet er z,B.: »I think, it`s stupid.« Menschen würden Tatoo-Moden folgen, sich selbst damit ein Schild aufdrücken und das höchste an Verrücktheit sei es, wenn dann Tattoos selbst zum Gesprächsstoff werden. Auch höre ich heraus, dass er gegen den Islam eingestellt ist. Ein Nachfragen bei seinen Jüngern ergibt, dass Ole schon lange vor dem Islam als einer Gefahr für unsere freiheitliche Zivilisation warnt und dass einige hohe Lamas der Linie sogar dazu raten in die AfD einzutreten oder sie zumindest zu wählen.
Um 20 Uhr hält dann Tomec, ein polnischer Gefährte und Schüler Oles seit 1982 einen fast dreistündigen Vortrag über die 2007 an Krebs verstorbene Frau Oles, Hannah. Die Informationen daraus und die anfängliche Lektüre dreier Bücher von Lama Ole komplettieren für mich das Bild. Es war Oles Lebensaufgabe, den tibetischen Buddhismus im Westen bekanntzumachen (wahrscheinlich war er die letzten Inkarnationen tibetischer Buddhist). Er hat sicher etwas Verwirklichung, aber besonders viel gestehe ich ihm nicht zu. Auch das, was er öfter betont, seine tibetischen und nepalesischen Meister seien verwirklicht gewesen, nehme ich ihm, nach dem, was ich inzwischen hier alles gesehen habe, nicht ab. Viel wahrscheinlich ist es, wie ich das schon so oft gesehen habe, dass da wieder mal einige Eiferer aufgrund ihrer eigenen Beschränktheit, dort Verwirklichung sehen, und sich vor den Karren spannen lassen, wo keine Verwirklichung ist, denke ich noch.
Aber Morgen Samstag 13 Uhr soll ja ein hoher buddhistischer Meister, Lopon Dorji Rinchen aus Buthan, kommen und eine Einweihung geben.
Zunächst folgt jedoch noch eine lange Nacht ...
Nach Tomecs Vortrag gehe ich in das Speisezelt, wo noch Suppe serviert wird. Eine Band gibt ein Rockkonzert und die Rotweinflaschen schwappen nur so über den Tresen. Am großen Glascontainer hinter dem Küchenzelt sehe ich am nächsten Tag, das Ausmaß. Jeden Tag scheinen ein Viertel des Containers mit vornehmlich Rotweinflaschen gefüllt zu werden.
Ich gehe wieder um ein Uhr Schlafen. Die Party geht jedoch lange weiter. Um halb vier wache ich auf, weil sich neben meinem Zelt gerade ein Mann und eine Frau laut unterhalten. Nach einiger Zeit, will ich schon fast protestieren, sage mir aber, dass ich ja nur zum Beobachten hier bin und setze mich auf zur Meditation. Die Geschichte der zwei nimmt dann auch ihren Lauf, das Gespräch auf Englisch verstummt bald und später wird ein unterdrücktes Stöhnen hörbar. Nach rund eineinhalb Stunden verabschiedet sich die Frau. Es ist zwar interessant, auch so was mal mitzuerleben, dass dies aber gerade auf einem spirituellen Festival geschieht, hatte ich nicht erwartet. Das ist auch ein allgemeiner Eindruck, den ich gewinne, dass hier Sexualität und sexuelle (Kurz-)Beziehungen eine wichtige Rolle spielen.
Es wird schon hell und die Party unten im Speisesaalzelt ist immer noch am Laufen ... Ich habe Mühe wieder einzuschlafen. Um 8 stehe ich dann auf, weil heute endlich die Sonne lacht, und entschließe mich über Waldwege nach Akams zu laufen, um das Fahrrad und noch andere Kleinigkeiten aus dem Auto zu holen.
Um 10 Uhr zur Meditation (heute mit mehr Teilnehmern) bin ich wieder zurück und platziere mich direkt vor die Bühne. Hier habe ich Gelegenheit, die drei auf dem Podium Meditierenden zu beobachten. Die Herren und Damen kommen niemals zur Ruhe, ständig bewegen sich ihre Lippen, die Augen wandern, von Versenkung ist nichts zu merken. Wahrscheinlich leiden wie ich auch alle anderen hier an Schlafmangel und das rezitieren von Mantras und andere körperliche Aktivitäten (z.B. das endlose Bedecken einer glänzenden Metallfläche mit kleinen (Edel-)Steinen und wieder freiwischen) hilft hier gut, gegen das Einschlafen.
Irgendwie passt das aber alles ins Bild. Eine Organisation, die zwar relativ gute Lehren hat, deren Methoden sich aber auf der Oberfläche des Geistes bewegen. So ist es kein Wunder, wenn die Anhänger noch viel mit den Äußerlichkeiten des Lebens zu kämpfen haben.
So erwarte ich also nicht viel von dem Höhepunkt des Wochendes: Ein Rinpoche soll einen Besuch abstatten und eine bestimmte lebensverlängernde Einweihung durchführen. Zu diesem Anlass reisen auch wieder viele Schüler an, so dass sich das große Zelt bis zu seinen hinteren Ecken füllt. Am Eingang erhält man ein Kuvert mit einem Bild eines stilisierten Buddhas. Ich sitze wieder ganz vorn (was gar nicht so einfach ist, weil die Claims abgesteckt sind) und die hinter mir Sitzende macht mich darauf aufmerksam, dass man das Bild behalten könne, in das Kuvert könne man eine Spende für den Meister geben. Ich entscheide mich, zumindest einen kleinen Betrag zu geben, 5 Euro, denn wenn jeder der Anwesenden 3000 nur 5 Euro spendet, dann kommt da eine beträchtliche Summe zusammen.
Zuerst treffen dann zwei junge Zeremoniendiener ein, die die Bühne für die Zeremonie vorbereiten und sie mit einigen Gegenständen bestücken. Bis der Rinpoche nach einiger Zeit eintrifft, wird ein tibetisches Mantra rezitiert. Das Tibetische hört sich ganz anders an als Sanskrit, das Mantra klingt aber gut.
Als der Meister dann eintrifft, setzt er sich dann auf einen extra für ihn hergerichteten thronähnlichen Aufbau, spricht zum Publikum und zieht seine Zeremonie durch. Ein polnischer Schüler, Arthur, übersetzt aus dem tibetischen ins Englische (vom Englischen wird von Simultanübersetzern in 9 europäische Sprachen übersetzt). Das meiste sind Floskeln und schöne Worte mit der Terminologie des Diamantweges. Das ist alles nichts Außergewöhnliches. Allerdings spüre ich ganz deutlich einen starken spirituellen Druck im Gehirn, der schon enorm ist, und der mich nun doch davon überzeugt, dass die tibetischen Meister nicht ohne sind und dass das, was Ole über sie sagt, sehr wohl wahr sein kann. Neben äußerlichen Techniken gibt es dort sehr wahrscheinlich auch potente innerliche ...
Nach der Zeremonie kommt der Rinpoche von seinem Thron herab, läuft die nach Anweisung gebildeten Reihen in der Halle ab und segnet jeden mittels Berührung mit einem Gegenstand (Reliquie?) Und jeder bekommt auch noch Gaben (ein Goldbändchen, ein paar Tropfen Safranwasser, ein paar Tropfen Wein und Prasad in Form von einigen Stücken Süßigkeiten). Ole folgt dem Rinpoche nach und segnet ebenfalls.
Da diese Arten von Segnungen wohl schon oft praktiziert wurden und sie gut wie Fließbandarbeit mit vielen Helfern organisiert sind, sind die 3000 Menschen nach einer Stunde gesegnet. Was mir aber auffällt: Die meisten scheinen gar nicht zu schätzen, was sie empfangen haben. Der Lärmpegel ist hoch, kaum einer meditiert, wie eigentlich die Anweisung lautet.
Am Abend stellen sich dann drei Schüler Oles, die jeweils schon mindestens 20 Jahre auf dem Diamantweg sind und inzwischen auch unterrichten, den Fragen der im Zelt Anwesenden zu Übungen, persönlichen Problemen, Lehrer Schüler-Verhältnis etc. Das geschieht recht kompetent und der reiche Wissensschatz des Buddhismus wird deutlich. Allerdings lassen die Fragen auch den Rückschluss zu, dass die Schüler hier das nach außen tragen, was jeder eigentlich mit seiner Meditationspraxis selbst lösen sollte. Die Schüler berauben sich so nur ihrer Motivation, tiefer und mehr zu meditieren.
Während die Veranstaltung noch läuft, in der darauf hingewiesen wird, dass Ole sich zur Zeit in Zurückziehung (Retreat) befindet (wie er am nächsten Tag erklärt, nach Aufforderung seiner Lehrer und wegen drohender starker Veränderungen auf der Erde in diesem Jahr), beginnt im Speisesaalzelt schon wieder die Party. Ich bin wegen der gestrigen Nacht den ganzen Tag schläfrig und lege mich bald ins Zelt. Als ich um fünf aufwache, wird immer noch gefeiert.
Zum Abschluss stellt sich Ole am Sonntag von 11:30 Uhr bis 15 Uhr nochmal den Fragen der Teilnehmer, leistet gemeinsam mit den Anwesenden das Bodhisattwa-Gelübde und leitet die 8. Karmapa-Meditation an, nach meinem Empfinden eine Phantasiereise, auf die ich mich nicht einlasse.
Weil ich die ganzen Tage auf dem Gelände keine einzige gute Meditation hatte und nach der Donnerstagabendmeditation sogar fast ganz die Anwendungen von Kriya-Techniken einstellte, dachte ich schon, dass ich hier nicht mehr so bald wieder herkommen würde. Doch als ich am Tag nach Verlassen des Geländes, also am Montagmorgen einen deutlichen und starken Energienachklang spürte, erinnere ich mich an Yoga Vidya. Bei meinem ersten Aufenthalt dort wurde meine Meditationsenergie ebenfalls von der lokalen Energie überlagert und ich lernte erst ab dem zweiten Aufenthalt, mit den Energien umzugehen und sie richtig zu nutzen. Die folgenden Tage gewann ich noch deutlicher den Eindruck, dass ich in den 4 Tagen sehr gesegnet wurde.
Noch einige Anmerkungen:
Grundsätzlich bin ich immer gerne bereit, bei spirituellen Organisationen mitzuarbeiten und zu helfen. Die abartige Musik, die gerade in der Helfer-Community beliebt zu sein scheint, verleidete mir das aber hier und ich schlug bis auf eine Kleinigkeit alle Einladungen aus. Da ich bei Yoga Vidya und beim Yoga-Festival hauptsächlich über die Arbeit mit Leuten in Kontakt komme bahnt sich hier kaum etwas an.
Das Essen ist einfach. Vieles ist dem übergeordneten Ziel der Effizienz untergeordnet. Es gibt keine Wahlmöglichkeit (außer dass man sagen kann: Viel von dem, wenig von dem, von dem nichts). Von den rund 10 Essensausgabestellen sind 2 vegetarisch gewesen, wenn es nicht ein einheitliches vegetarisches Gericht gab. Ein Verganer kommt dort in Schwierigkeiten. Es ist auch nicht so mit Liebe gekocht (zumindest fand ich das Essen nicht so bekömmlich wie bei Yoga Vidya), obwohl das Kochteam einen ziemlichen Spaß zu haben scheint.
Eine allgemeine Nachtruhe wäre sicher sehr sinnvoll für die spirituelle Praxis. Da es kaum ruhige Plätze auf dem Gelände gibt, werde ich beim nächsten Mal, auch wenn ich äußere Hilfsmittel gerne vermeide, vielleicht Ohropax mitnehmen oder mich zumindest auf die im Vergleich zum Yoga doch eher wilde Atmosphäre dort besser einstellen.
Die Buddhisten kennen zwar offiziell keinen Gott, doch wird hier »der Raum« wie Gott im Yoga (Hinduismus) und anderen pantheistischen Weltanschauungen verwandt.
Wahrscheinlich sind auf dem Diamantweg jene, die den spirituellen Pfad ernst nehmen und möglicherweise keinen Alkohol trinken, frühzeitig zu Bett gehen, etc (so standen einige dann auf, als die anderen noch gar nicht zu Bett gegangen waren) auch in der Überzahl. Doch wenn von 3000 Anwesenden nur 1000 meinen, sie müssten auch oder gerade auf demSommercamp die Sau herauslassen, dann nimmt man von den restlichen 2000 kaum noch etwas wahr.
Sehr schön ist die Internationalität des Camps. Deutsche sind sicher in der Überzahl, doch viele Teilnehmer kommen aus Nord- und Südamerika, aus Australien, Ungarn, Bulgarien, Spanien, Polen, Russland, England, Tschechien, etc.
Das Preis-Leistungsverhältnis beim Sommercamp schneidet gegenüber dem Minimalpreis bei Yoga Vidya für die Nacht (Zelt oder Schlafsaal) sehr schlecht ab. Trotz eines höheren Preises (regulärer Preis 40 Euro), kann das Essen überhaupt nicht mithalten, und einiges kostet extra, was bei Yoga Vidya inbegriffen ist (z.B. Obst). Bei Yoga-Vidya im Schlafsaal trotzt man leicht jeder Witterung, beim Sommercamp wird es manchmal sehr nass und auch sehr kalt im Zelt.
Bei Yoga Vidya kann man in die Yoga-Stunde gehen. Die Diamant-Buddhisten praktizieren das Niederwerfen. Diese Übung erscheint mir aber als viel weniger spirituell effektiv, als die Asanas.
Yoga-Vidya versteht sich als spiritueller Treffpunkt aller Richtungen, hat zwar einen Meister, aber jeder ist willkommen und es werden dort auch verschiedene Richtungen multipliziert.
Beim EC ist die Ausrichtung klar auf den Diamantweg, auch wenn es dort keine Mitgliederkontrolle oder einen Ausweis gibt. Wer die Gebühr bezahlt, bekommt ein Bändchen und darf teilnehmen.
Lama Ole ist ein ganz anderer Typ als Sukadev vom spirituellen Niveau her aber schon vergleichbar. Lama Ole liebt nicht nur die Frauen, auch sportliche Betätigung (z.B. Boxen). Bei seinem 88 Fallschirmsprung 2003 hatte er zu spät auf den Höhenmesser gekuckt und so landete er sehr hart, was er kaum überlebte. An den vielen Verletzungen daraus wurde lange herumgedoktert. In seiner Haltung sind aber immer noch Spuren sichtbar. Ole fährt auch gern Motorrad und hat inzwischen wieder eine attraktive Frau geheiratet, die er offensichtlich zufriedenzustellen weiß. Auch die starke Verbreitung von Rockmusik und Alkohol in dieser Richtung scheinem auf Ole zurückzugehen. Wenn er nicht mehr ist, wird sich da möglicherweise was ändern.
Trotz seiner 75 Jahre scheint mir Lama Ole noch grenzenlos Energie zu besitzen und sieht auch noch jung aus. Die Gründung von 620 Diamant-Zentren weltweit und des EC sind eine stolze Lebensleistung. Ich bin froh, ihn nun etwas näher kennengelernt und mehr über sein Leben erfahren zu haben. Lama Ole ist ein interessantes und sympathisches Phänomen, das ich gern auf mich wirken lasse. Die 4 Tage hinterlassen bei mir einen stärkeren Eindruck, als ich vermutet hatte. Einen schnellen Überblick über sein Leben, Denken und seine Persönlichkeit erhält man aus seinem Buch »Nützlich sein«.
Am dritten Tag nach dem Festival habe ich erst wieder eine tiefe Meditation. Die Erkenntnis vom Sein des dritten Auges ist mir bei den Diamantbuddhisten verloren gegangen und muss ich mir erst wieder erarbeiten. Ich scheine nun aber auf eine höhere Ebene zu kommen. Es stellen sich neue und tiefgründigere Fragen wie: »Wie entstehen die Gedanken?« Infragestellung von allem. Bei den Diamant-Buddhisten scheine ich doch eine Transformation durchgemacht zu haben. Ich plane schon die nächste Teilnahme, um dem allen mehr auf den Grund zu gehen.
2014 hatte ich anlässlich des buddhistischen Dzongchen Retreats in der Nähe von Moskau mit einem Russen gesprochen, der an dem Sommercamp schon mal teilgenommen hatte. Er bezeichnete den Diamantweg Buddhismus Lama Oles als für ihn zu oberflächlich. Für mich hat der Diamantweg Buddhismus Oles eindeutig mehr spirituellen Gehalt.
Das EC bietet gute Voraussetzungen für ein spirituelles Festival. Es wurde bereits durch Spenden für Millionenbeträge ausgebaut. Allerdings ist es noch entwicklungsfähig und wird in den nächsten Jahren sicher noch weiter verschönert. Die großen Meditations- etc. Zelte werden jedes Jahr auf und wieder abgebaut.
Wenn du Freiheit willst, gib sie zuerst.